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EU-Strategie für Generationswechsel in der Landwirtschaft

  • Michael Welp
  • 26. Okt.
  • 5 Min. Lesezeit


Was Landwirte jetzt wissen müssen

Zusammenfassung: Die EU investiert massiv in die Hofnachfolge: bis zu 300.000 € Förderung für Junglandwirte, 6% der Agrarausgaben für Generationswechsel, neue Starterpakete ab 2032. Wir erklären, was das für landwirtschaftliche Betriebe bedeutet.


Am 21. Oktober 2025 hat die EU-Kommission eine neue Strategie vorgelegt: Die „Strategie für den Generationswechsel in der Landwirtschaft". Das Ziel ist ambitioniert: Bis 2040 soll sich der Anteil der Junglandwirte in der EU verdoppeln.


Aber was bedeutet das konkret für Ihren Hof? Welche Förderungen kommen? Und wie bereiten Sie sich jetzt darauf vor?


Die Ausgangslage: Warum die EU handeln muss

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Das Durchschnittsalter der Landwirt in der EU ist 57 Jahre alt. Nur jeder achte Betriebsleiter ist jünger als 40. Bei rund 63 Prozent der Betriebe, deren Leiter bereits über 55 sind, ist die Hofnachfolge noch völlig ungeklärt.


In Deutschland haben von den rund 110.000 landwirtschaftlichen Einzelunternehmen mit Betriebsleitern über 55 Jahren zwei Drittel keine Nachfolgeregelung. Das ist nicht nur eine Zahl. Dahinter stehen Familien, die sich fragen: Wie geht es weiter mit unserem Hof?


Die Gründe sind vielschichtig: Der Zugang zu Land wird schwieriger, die Finanzierungshürden sind hoch, die Einkommen können mit anderen Branchen oft nicht mithalten. Dazu kommt die zunehmende Bürokratie, die junge Menschen abschreckt.


Genau darum hat die EU jetzt gehandelt.


Die fünf Handlungsfelder der EU-Strategie

Die neue Strategie setzt auf fünf zentrale Hebel:

Zugang zu Land: Die EU will transparente Bodenmärkte durch neue Beobachtungsstellen schaffen. Alternative Zugangsmodelle wie Pacht oder Leibrente sollen gefördert werden. Besonders die außerfamiliäre Hofübergabe soll deutlich vereinfacht werden.


Finanzierung: Hier wird es konkret:

  • Starterpakete bis zu 300.000 Euro für Junglandwirte ab 2032

  • Mindestens 6% der Agrarausgaben sollen in den Generationswechsel fließen

  • Junglandwirte-Einkommensstützung: Ca. 134 Euro pro Hektar für bis zu 120 ha über 5 Jahre

  • Zinszuschüsse und Garantien über die Europäische Investitionsbank


Qualifikationen: Junglandwirte sollen am Erasmus-Programm für Jungunternehmer teilnehmen können, um bewährte Verfahren im Ausland kennenzulernen. Geförderte Bildungsmaßnahmen sollen den Wissensaustausch zwischen Generationen voranbringen.


Lebensstandard: Die EU plant Farm Relief Services, also Betriebshilfe bei Krankheit, Urlaub oder Pflege. Das klingt nach einem Randthema, ist aber für viele junge Menschen entscheidend: Kann ich als Landwirt z.B. überhaupt mal Urlaub machen?


Hofübergabe beschleunigen: Ab 2032 sollen Landwirte, die bereits Altersrente beziehen, keine Direktzahlungen mehr erhalten. Das ist das kontroverseste Element: Die EU signalisiert klar, dass im Rentenalter übergeben werden soll.


Was bedeutet das konkret für Ihren Betrieb?

Für abgebende Betriebsleiter: Die Übergabe wird attraktiver, aber auch zeitkritischer.

Wenn Sie über 55 sind, ist jetzt der richtige Zeitpunkt zu handeln. Die neue Regelung zu den Direktzahlungen ab 2032 ist ein klares Signal.


Starten Sie den Nachfolgeprozess mindestens drei Jahre vor der geplanten Übergabe. Sie müssen:

  • Die Rollenverteilung zwischen den Generationen klären

  • Finanzplanung und Altersvorsorge regeln

  • Das Know-how strukturiert weitergeben

  • Förderungen rechtzeitig beantragen.


All das braucht Zeit und Raum für die schwierigen Gespräche, die bei jedem Generationswechsel dazugehören.


Für Junglandwirte: Es gab noch nie so gute Rahmenbedingungen.

Nehmen wir ein konkretes Beispiel mit 80 Hektar:


Mögliche Förderungen im Überblick:

  • Junglandwirte-Einkommensstützung: 134 € × 80 ha × 5 Jahre = 53.600 €

  • Starterpaket (ab 2032): bis zu 300.000 €

  • Existenzgründungsförderung (z.B. Niedersachsen): 70.000 bis 100.000 €

  • Gesamt: Bis zu 450.000 € möglich


Aber: Sie müssen unter 40 Jahre alt sein, eine berufliche Qualifikation nachweisen und ein überzeugendes Betriebskonzept vorlegen. Genau hier scheitern viele Anträge.


Für Betriebe ohne Familiennachfolger: Außerfamiliäre Hofübergabe wird gezielt gefördert.

Plattformen wie hofsuchtbauer.de oder die Flächenplattform werden wichtiger. Was in der Theorie einfach klingt, ist in der Praxis emotional komplex. Eine außerfamiliäre Übergabe braucht professionelle Begleitung. Es geht nicht nur um Zahlen und Verträge, sondern um Vertrauen, Werte und die Frage: Wem kann ich mein Lebenswerk anvertrauen?


Die kritischen Fragen: Was die EU-Strategie offen lässt

So gut die Strategie auf dem Papier klingt, in der Praxis bleiben Herausforderungen.


Das Bürokratie-Problem bleibt bestehen. Neue Förderungen bedeuten neue Antragsverfahren, neue Nachweispflichten, neue Formulare. Wir hören von Landwirten immer wieder: "Die Förderung mag gut sein, aber der Aufwand lohnt sich nicht."


Die nationale Umsetzung wird entscheidend sein. Jedes EU-Land muss bis 2028 eine eigene Nachfolgestrategie entwickeln. Deutschland hinkt hier deutlich hinterher, während Länder wie die Niederlande schon konkrete Programme haben.


Der Strukturwandel wird beschleunigt. Die Regelung zu den Direktzahlungen wird viele Betriebe zur Entscheidung zwingen: Entweder übergeben oder aufgeben. Das wird gerade in Regionen mit vielen kleinen Höfen zu einem Höfesterben führen.


Förderung versus Wettbewerb: Kritiker warnen, dass hohe Förderungen die Pachtpreise in die Höhe treiben können. Außerdem besteht die Gefahr, dass weniger effiziente Betriebe künstlich am Leben erhalten werden.


Wie Welp & Welp Sie beim Generationswechsel unterstützt

Als Vater-Sohn-Team mit über 30 Jahren Geschäftsführungserfahrung wissen wir: Ein Generationswechsel ist ein Prozess, der sowohl die sachliche als auch die emotionale Ebene berücksichtigen muss.


Die Fördermittel-Strategie: Die Förderlandschaft ist komplex geworden.

  • Welche Förderungen passen zu Ihrer Situation?

  • Wann müssen Sie was beantragen?

  • Wie kombinieren Sie verschiedene Fördertöpfe optimal?


Wir helfen Ihnen, den Überblick zu behalten, um tatsächlich an die Mittel zu kommen, die Ihnen zustehen.


Bei der Zukunftsstrategie geht es darum, den Hof für die nächste Generation zukunftsfähig zu machen: Positionierung schärfen, moderne Prozesse einführen, über Diversifizierung nachdenken.


Was uns unterscheidet:

  • Praxisnähe: Wir sind selbst Unternehmer, keine Konzernberater

  • Klarheit: Konkrete Handlungsschritte statt Endlos-Analysen

  • Vertrauen: Vertraulich, neutral, fokussiert auf Ihr Wohl


Ihre nächsten Schritte

Die EU-Strategie für den Generationswechsel ist mehr als ein Papier aus Brüssel. Sie ist eine echte Chance, wenn Sie jetzt handeln.


Wenn Sie über 55 sind, beginnen Sie jetzt mit der Nachfolgeplanung, auch wenn die Übergabe erst in drei bis fünf Jahren ansteht. Informieren Sie sich über neue Fördermöglichkeiten und sprechen Sie offen mit der nächsten Generation über Erwartungen und Visionen.


Als Junglandwirt prüfen Sie zunächst Ihre Voraussetzungen: Alter, Qualifikation, Betriebskonzept. Entwickeln Sie ein belastbares Konzept für die Zukunft Ihres Betriebs. Bauen Sie Netzwerke auf, auch über Erasmus-Programme.


Für Betriebe ohne Familiennachfolger: Erkunden Sie rechtzeitig die Möglichkeiten einer außerfamiliären Übergabe. Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger braucht Zeit und Fingerspitzengefühl.


Fazit: Jetzt handeln

Die EU-Strategie bringt erhebliche finanzielle Mittel für ein Thema, das viele Betriebe betrifft. Die Rahmenbedingungen waren selten besser.


Aber: Was zählt, ist die Umsetzung. Und die beginnt nicht in Brüssel, sondern am Küchentisch Ihres Hofes, im Gespräch zwischen den Generationen.


Unser Tipp: Warten Sie nicht auf die perfekte Situation. Starten Sie den Prozess jetzt. Mit der richtigen Begleitung, klaren Strukturen und offener Kommunikation kann der Generationswechsel gelingen.


Haben Sie Fragen zur Hofnachfolge?

Vereinbaren Sie ein kostenloses Erstgespräch (30 Minuten) mit uns. Wir analysieren Ihre Situation und zeigen Ihnen, welche Schritte jetzt wichtig sind.


Weiterführende Informationen:

Die vollständige EU-Pressemitteilung finden Sie unter ec.europa.eu/commission/presscorner. Ausführliche Informationen zur Hofnachfolge bietet Praxis-Agrar, und die Details zur Niedersachsen-Förderung gibt es hier.

 
 
 

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